Spitzenhäubchen und Brettener Lebkuchen

(cat) Bretten. Mehr als 60 Leute sitzen in der Stadtparkhalle. Rechts und links der Stuhlreichen bewachen die bunten Exemplare des Brettener Hundles das Geschehen. Auch um sie als Wahrzeichen Brettens wird es gleich gehen: Der Schauspieler Tino Leo aus Frankfurt rast in einem amüsanten und lehrreichen Schnellkurs durch die Brettener Stadtgeschichte - und dabei darf Mops „Bretti“ natürlich nicht fehlen.

Mit einem schwungvollen Satz hüpft der 34-jährige Schauspieler auf die Bühne und legt sogleich los. Als Ein-Mann-Theater schlüpft er in sämtliche Rollen der Persönlichkeiten, die die Geschichte Brettens geprägt haben: Mal zieht er sich eine Kapuze über den Kopf und schon ist er ein singender Mönch, dann wieder trägt er eine Kappe, hält eine Bibel in der Hand und rasselt als stotternder Philipp Melanchthon dessen Lebensgeschichte herunter.

Gleich darauf wirft er sich einen Halskragen über und stellt damit Herzog von Württemberg dar, der seine Mannen lautstark zum Angriff auffordert. Mit Spitzenhäubchen, Schüssel und Spültuch mimt er eine Zeitzeugin des 30-jährigen Krieges, die ihr Elend kundtut, und mit französischem Akzent plaudernd holt er den Sonnenkönig in die Melanchthonstadt.

Auf der Suche nach Hund „Bretti“ wuselt Leo durch die Stuhlreihen: „Haben Sie vielleicht Bretti gesehen?“, quatscht er die Zuschauer an. Von denen kann ihm zwar keiner helfen, doch dann zaubert er selbst das Hundle als Plüsch-Exemplar aus dem Saal hervor. Nach der erfolgreichen Fütterung des „Tieres“ verkündet er zufrieden: „Nun bist du nicht nur Bretti, sondern auch Fetti“ - wofür er reichlich Gelächter erntet.

Beim großen Stadtbrand angekommen, bittet er die Besucher erneut um Hilfe: „Was denken Sie, was die Brettener getan haben, um danach Geld zu verdienen?“, fragt er in die Runde. Da es niemand in der Halle weiß, verrät er die Lösung: „Sie haben Lebkuchen gebacken – und die Nürnberger können froh sein, dass hier nicht weiter gebacken wurde“, so der Schauspieler.

Vom Stadtbrand zieht er weiter zu Napoleon, bei ihm hören die Besucher sogar „live“ rein: Mit Quietschestimme berichtet er als französischer Feldherr, weshalb Bretten badisch geblieben ist – und sofort lässt Leo die Melodie des Badner-Lieds erklingen. „Das, meine Damen und Herren, ist Ihr Einsatz“, fordert er seine Gäste  zum Mitsingen auf, und dies lassen sich die Brettener nicht zweimal sagen: Aus mehr als 60 Kehlen erklingt fröhlich „Frisch auf, frisch auf, mein Badnerland“.

Damit ist Tino Leo auch schon beinahe in der Gegenwart angekommen: Mit der Industrialisierung und der Eingemeindung der Nachbargemeinden endet schließlich nach rund 40 Minuten seine Zeitreise „1 250 Jahre Bretten“. Mit begeistertem Beifall bedankt sich das Publikum bei dem ambitionierten Schauspieler, und aus so manch einer Ecke ist zu hören: „Das war echt interessant, da bekommt man glatt Lust, ein Buch über die Geschichte der Stadt zu lesen.“